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Tui Shou Training im Taiji

Bedeutung Ausdruck Tui Shou

Es gibt viele Übersetzungen für den Begriff Tui Shou. Sie reichen von fühlenden Händen oder wahrnehmenden Händen oder drängenden Händen, über klebende Hände, bis hin zu schlagenden Händen.

Die Bedeutung von Tui Shou Training

Das Tui Shou Training bildet eine Brücke zwischen dem Training der Formen und dem freien Kampf. Es ist eine Partnerübung und wurde im traditionellen Chen Taiji entwickelt, damit Praktizierende sich kämpferisch weiterentwickeln können. Da keine Schläge und Tritte erlaubt sind, ist die Verletzungsgefahr geringer.

Es entstanden verschiedene Routinen, die auch heute noch geübt werden und mit denen grundlegende Prinzipien des Taiji trainiert und überprüft werden können.
Es gibt auch freiere Trainingsformen ohne fix vorgegebene Muster, innerhalb derer man sich kämpferisch messen kann. Diese können mit (Huobu Tui Shou) oder ohne Schritte (Dingbu Tui Shou) trainiert werden.

Tui Shou ist eine exzellente Übung, um die alleine erarbeiteten Prinzipien des Taiji mit einer|m Partner*in in freundschaftlichen Atmosphäre zu vertiefen. Denn erst im direkten körperlichen Kontakt merken wir, ob wir zum Beispiel wirklich so geerdet sind, wie wir beim alleine Üben den Eindruck haben. Zudem gibt es Dinge, die wir unmöglich trainieren und erfahren können ohne Partner*in. Mit einem Gegenüber können viele Aspekte, wie zum Beispiel Erdung, Weichheit, Flexibilität und eine gute Struktur überprüft und trainiert werden. Sensitivität und Intuition in einer kämpferischen Auseinandersetzung, Positionierung zu einer|m Gegner*in, Reflexe und die zeitliche Koordinierung (Timing) können ausschliesslich im Partner*innentraining geübt werden.
Zudem lernen Übende mit Druck von aussen umzugehen und sich dabei trotzdem so zu entspannen, dass sie sich noch korrekt im Prinzip bewegen können. Simpler ausgedrückt bedeutet dies, die Balance nicht zu verlieren.

Ein zentrales Prinzip das es zu üben gilt, ist verbundene Kraft (Jin) korrekt einzusetzen. Im Taiji werden acht solche Jin – Kräfte klassifiziert und können durch das Tui Shou Training einzeln erfahren, geübt und mit der Zeit besser verstanden werden. Diese acht Kräfte sind vereinfacht und ohne vertiefende Erklärungen folgende:

  • Peng – Fernhalten, Balance in alle Richtungen, vom Boden her anschwellen
  • Lu – Nachgeben
  • Ji – Drücken, pressen, hindurchzwängen
  • An – Stossen, nach unten stossen, drücken
  • Cai – nach unten ziehen, pflücken
  • Lie – trennen, spalten
  • Zhou – Ellbogentechniken
  • Kao – Schulter – und Körpertechniken

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den wir, beim alleine üben nicht trainieren können, ist das «Hören» des Gegners. Tui Shou Training macht sensitiv. Die Praktizierenden lernen mit dem Körper zu «hören». Nur wenn wir dies können, vermögen wir die Absicht eines Gegenübers zu lesen. Dazu müssen wir zuerst den Kontakt herstellen mit diesem. Kleben (Zhan), verbinden (Lian), kleben bleiben (Nian), folgen (Sui) sind die Grundvoraussetzungen dafür. Erst wenn wir den Kontakt zum Gegenüber hergestellt haben, können wir Kraft hören (Ding Jin), Kraft verstehen (Dong Jin), Kraft umleiten, transformieren (Hua Jin) und schlussendlich eigene Kraft hinzufügen (Fa Jin).

Das Tui Shou ist eine zentrale Säule des Taiji Trainings und sollte von jeder|m geübt werden. Insbesondere von denjenigen, welche das Chentaiji System in seiner Gesamtheit verstehen möchten und an Selbstverteidigung interessiert sind. Aber auch von jenen, die Taiji aus gesundheitlichen Gründen trainieren oder ganz am Anfang ihres Taijitrainings stehen, denn ohne Tui Shou Training können die Prinzipien, die wir im Taiji üben, nicht vollständig verstanden und verkörperlicht werden.

Dieser Artikel hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, über Tui Shou und dessen Training werden ganze Bücher geschrieben. Darüber zu schreiben ist eine Sache, es bedarf jedoch eines stetigen Trainings und die Bereitschaft sich auf Partner*innenarbeit einzulassen. Nur so kann die Theorie wahrhaftig verstanden werden.

(Chen Taiji Bern)