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Beharrlich wie ein Büffel

Oder was hat das Jahr des Metallbüffels mit den Kampfkünsten zu tun?
Der Büffel ist das zweite der chinesischen Tierkreiszeichen und folgt auf das aufregende Jahr der Ratte. Der Büffel ist überall auf der Welt für seine Geduld und Ausdauer bekannt. Mit diesen Eigenschaften und konsequentem Einsatz wird er es schaffen, vorwärts zu kommen. Diese Eigenschaften, so sagt es das chinesische Horoskop, können auch uns dazu verhelfen, die Probleme und negativen Entwicklungen aus dem vergangenen Jahr zu lösen und zu überwinden.

Die Eigenschaft der Beharrlichkeit eines Büffels ist im Taiji und all den anderen Kampfkünsten sehr zentral. Immer die gleichen Übungen, insbesondere die an der Basis, werden repetiert und repetiert und repetiert. Heute fühlen wir uns super dabei, die Energie fliesst, wir spüren eine Verbindung, die noch nie da war. Am nächsten Tag sind wir stocksteif, nicht geerdet und haben keinen Spass. Warum lohnt es sich trotzdem weiterzumachen jeden Tag, auch nach der spannenden ersten Verliebtheitsphase, oder nachdem wir die hinterletzte Form schon in und auswendig können?

Neben dem sich Weiterentwickeln in der Kampfkunst selber, besteht ein Grund darin, dass uns dieses stetige Üben körperlich und auch geistig, spürbar gesünder macht. Wir wünschen uns alle, dass wir geerdet und durchlässig sind, über Kraft und Geschmeidigkeit verfügen und die Fähigkeit haben, uns zu entspannen. Dies würde im Taijikontext bedeuten, einen Taijikörper zu haben. (Damit sind nicht nur körperliche Eigenschaften gemeint, sondern auch geistige). Für uns persönlich ist dieses tägliche Üben eine Investition in die Zukunft. Wir denken, dass uns die Qualitäten, die wir durch das jahrelange Üben entwickelt haben, helfen, besser und gesünder älter zu werden.
Es gibt keinen So-sei-es-Knopf, den wir drücken können, um über diese Eigenschaften und die damit verbesserte Gesundheit und Lebensqualität zu verfügen. Dazu braucht es zuerst die charakteristischen Eigenschaften eines Büffels, die uns dabei helfen, dranzubleiben. «Vo nüt chunnt nüt» oder wie Chen Xiaoxing (Bruder von Grossmeister Chen Xiaowang) sagt: «Dein grösster Feind bist du selbst.»

Ein weiterer wichtiger Grund, beharrlich zu sein und das Gleiche oft zu repetieren ist, dass wir unsere Aufmerksamkeit dadurch auf tiefere Prozesse richten können, als auf das, was nur an der Oberfläche geschieht. Wir verfeinern unsere Wahrnehmung für unsere körperlichen, aber auch geistigen Zustände. Wir lernen beobachten. Wenn wir gut beobachten können bemerken wir früher, wenn Stress aufkommt (körperlich und geistig) und können entgegenwirken, bevor dieser überhand nimmt. Oder wir können während einer mental angespannten Situation den Körper entspannt halten, respektive umgekehrt oder warum nicht auch grad beides? Dies kann uns zu friedfertigeren und liebeswürdigeren Zeitgenossen unseren Mitmenschen gegenüber machen.

Der letzte Grund, ist der grundlose Grund. Wir kultivieren etwas einfach so, aus sich selbst heraus, mit Beharrlichkeit, nicht Rigidität, aber jeden Tag. Wenn wir Bilder sehen von Menschen, die ihr Leben lang geübt haben und ihre Praxis auch im hohen Alter weiterführen, berührt uns das und wir empfinden dies als wunderschön und würdevoll.

(Chen Taiji Bern)