Zentrale Aspekte und Prinzipien
Die wohl zentralste Charakteristik im Baji ist, dass die Verteidigung direkt zum Angriff eingesetzt wird. Wenn der|die Gegner*in mit einem Schlag zu Fall gebracht wird, kommt es zu keinem Gegenangriff. Auf chinesisch bedeutet dies: «Es braucht nur eine Technik, nicht zwei- du schlägst nur einmal, nicht zweimal – egal was der|die Gegner*in macht, du benutzt deine Technik» (1*)
1* 招一不招二,打一不打二. 你打你的我打我的
- Die Kraft von der Mitte in alle Richtungen (Ding) ausstossen.
- Ausgleichende Kraft in die Gegenrichtung der ausgestossenen Kraft ausführen, damit die Balance erhalten werden kann (Bao).
- Die Bewegung peitschenartig ausführen (Dan).
- Die Kraftrichtung wird von unten (Boden) nach oben eingesetzt (Ti).
- Die Ganzkörperdrehung durch eine rotierende Hüftdrehung einleiten (Kua).
- Die Kraft in Spiralform erzeugen (Chan).
Diese Prinzipien werden zusammen mit einer speziellen Atemtechnik trainiert. Es ist die entgegengesetzte Bauchatmung, welche eingesetzt wird, um den Kraftausstoss stärker zu machen. Die Energie im Dantian wird dadurch komprimiert, was Xingqii genannt wird. Die Technik besteht darin, dass der Bauch bei der Ausatmung explosivartig ausgedehnt wird. Der Mund bleibt dabei geschlossen und es wird ein Ton wie «Heng» oder «Ha» erzeugt.
Trainingsgrundsätze
Am Wichtigsten ist das Basistraining – wie in allen Kampfkünsten. Es dient als Grundlage, die nötige Kraft und Technik aufzubauen, welche schliesslich in den Formen, im Partnertraining und im freien Kampf eingesetzt werden sollen.
An unserer Schule gibt es kein spezielles Krafttraining. Die benötigte Kraft wird durch viel repetitives Üben der Basisbewegungen erworben.
Wir üben zum Beispiel jeden Tag «Chungcui» welches eine wichtige Schlüsselbewegung im Baji ist. Darin sind drei wichtige technische Aspekte enthalten, welcher in der Schrittarbeit zentral sind. Die Aspekte sind «Chuang» (nach vorne durchbrechen) , «Duo» (stampfen) und «Ning» (drehen). Zudem werden in dieser Basisarbeit auch immer die sechs Basis Prinzipien geübt, die der Bewegungsausführung im Baji zugrunde liegen. Wenn alle diese Prinzipien in einer ultimativ schnellen Bewegung synchron und gleichzeitig eingesetzt werden, kann die fürs Baji typische Explosivkraft generiert werden. Die Fähigkeit dazu erwerben die Praktizierenden durch beständiges Üben des gesamten Trainingssystems, welches vom Basis- und Formtraining über die Waffen bis zu den Partner*innenübungen geht. Das Ziel ist es, dies schliesslich im freien Kampf anwenden zu können.
Kampftechniken und Taktik
Die Kraft welche durch Stampfen und Drehen entsteht, wird direkt durch den Oberkörper oder die Extremitäten auf den | die Gegner*in übertragen. «Immer überraschend nach vorne angreifen» (2*) wird diese Technik auf Chinesisch beschrieben. Zum Angreifen werden die acht Extremitäten gebraucht: Kopf, Schultern, Ellbogen, Hände, Hüftbereich vorne und hinten, Knie und Füsse. Tritte sind grundsätzlich niedrig, damit die Leistengegend geschützt bleibt.
Im Baji wird auf kurze Reichweite gekämpft. Das Ziel ist es, sofort die Abwehr der Gegner*in zu überwinden und so nahe wie möglich an sie heranzukommen (3*). Durch dieses direkte Vordringen und der zusätzlichen Drehung des Körpers und dem nahen Kontakt zum Gegner wird der Angriff sehr stark und führt diesen unmittelbar in Bedrängnis.
Eine bedrängte Gegner*in ist keine gefährliche Gegner*in und deshalb ist dieses Vorpreschen zugleich eine gute Verteidigung. Es wird gleichzeitig der untere (Beine), mittlere (unterer Rumpf) und der obere (oberer Rumpf) Körperbereich des Gegners angegriffen (4*).
2* 崩撼突击
3* 挨膀挤靠
4* 三盘合击
Trainingssystem
LIANGYI – STRUKTURTRAINING
Eine bestimmte Körperposition wird über längere Zeit aufrechterhalten. Dies fördert die Wurzelbildung, stärkt die unteren Gliedmassen und lässt Energie fliessen und sich im Dantian sammeln.
Liangyi Lied
Kopf aufgehängt an einem Faden am Scheitelpunkt,
Nacken gerade halten
Mit den Beinen im Wasser stehen
Mit den Armen ein Baby halten
(nicht erdrücken, nicht fallen lassen)
Mit den Ellenbogen zwei Bergen entgegenhalten
EINZELBEWEGUNGEN
Beständiges repetitives Wiederholen von einzelnen Bewegungen und deren Automatisieren unter Einhalten der Prinzipien ist von grossem Wert für das weiterführende Training.
TAOLU – FORM
Das Formtraining ist essenziell, wenn man eine Kampfkunst erlernen will. Formen sind das Kernelement auf welches sich traditionelles Kampfkunsttraining stützt. Das Wissen und die Erfahrung wurden über Generationen weitergegeben und sind in diese und die Trainingsmethoden eingeflossen. Durch das Formtraining bilden die Praktizierenden einen starken, flexiblen balancierten Körper. Sie lernen, wie Anwendungen eingesetzt werden können und das intuitive Reagieren auf bestimmte Situationen wird gefördert.
Im Bajiquan wurden viele verschiedene Formen entwickelt. Es gibt Formen, welche alleine geübt werden und solche mit Partner*in. Xiaojia, Danda (Duida Partnerform) und Silangkuan und sind die zentralen Formen, welche intensiv an unserer Schule geübt werden.
WUQI – WAFFEN
Die Bedeutung eines Waffentrainings besteht im traditionellen Kontext darin, dass die Waffe eine Verlängerung des Körpers darstellt. Waffen fordern den Körper auf andere Art und Weise als die Handformen. Korrektes und beständiges Training fördert das Verständnis für die Körpermechanik und die Umsetzung der Trainingsprinzipien. Mit den vielseitigen Waffenformen Speer, Stock, Hellebarde, Säbel und Schwert werden je nach Waffe unterschiedliche körperliche Aspekte und Fähigkeiten trainiert.
Insbesondere die Speerform ist berühmt im Baji. Es ist die erste Waffenform, welche an unserer Schule geübt wird.
KÖRPERTRAINING MIT PARTNER*IN
Es gibt verschiedene Trainingsmethoden welche zu zweit durchgeführt werden. Es geht darum, den Körper zu konditionieren, einer von aussen wirkenden Kraft standhalten zu können. Übungen wie «Sankaobi», «Luoshou», «Roushou», «Routui» und «Tieshankao» werden in jedem Training repetiert.
KUNGFU BEDEUTET – CHI KU
CHI KU BEDEUTET – BITTER ESSEN