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Chen Taiji System

Hier erfährst du, auf was für Eckpfeilern die traditionellen Trainingsmethoden von Chen Taiji basieren, welche Trainingsgrundsätze und Prinzipien ihm zugrunde liegen und wie diese an unserer Schule umgesetzt werden.

Zentrale Aspekte und Prinzipien

Der Körper wird entspannt und aufrecht aus dem Dantian (Mitte) gesteuert und im Seidenfadenprinzip bewegt. Durch kontinuierliches Training entwickeln wir einen Taijikörper. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er elastisch und entspannt ist und verbundene Kraft einsetzen kann.

  • Der Geist ist ruhig gegen Einflüsse von innen und aussen.
  • Der Geist konzentriert sich auf das Dantian, damit es sich entspannen und das Qi dorthin fliessen kann (Qi Chen Dantian).
  • Alle Bewegungen sollen entspannt ausgeführt werden. Entspannt heisst nicht schlaff, sondern aufgerichtet und elastisch entspannt.
  • Peng Jin ist in allen Bewegungen vorhanden. Peng Jin ist eine Kraft, die sich vom Boden in alle Richtungen ausdehnt, wie ein elastischer Ballon, welcher Kraft aufnehmen und wiedergeben kann.
  • Das Dantian rotiert und steuert die Bewegung, die daraus resultiert und diese setzt sich in allen Gelenken fort – wie eine Seidenraupe, welche ihren Faden aufspinnt.
  • Speichern und entladen, hart und weich, schnell und langsam wechseln sich ab.
  • Der Körper bewegt sich geschlossen als eine Einheit – äusserer Zusammenschluss.
  • Geist, Qi (Energie) und Körper bewegen sich als eine Einheit – innerer Zusammenschluss.
  • Das zentrale Gleichgewicht wird immer aufrecht erhalten.

Trainingsgrundsätze

Wir legen an unserer Schule grossen Wert auf das Basistraining. Es dient als Grundlage, die nötige Kraft und Technik aufzubauen, welche schlussendlich in den Formen, im Partnertraining und im freien Kampf eingesetzt werden sollen. Speziell am Taiji ist das zuerst langsame Training. Es ermöglicht präzises Ausführen der Bewegungsprinzipien und fördert die Körperwahrnehmung und macht stark. Taiji ist nicht einfach ein Körpertraining, sondern es geht auch um den Geist und den Atem, welche zusammen zu einer Einheit verschmelzen müssen und in gegenseitiger Abhängigkeit zueinander stehen. Deshalb gibt es Anforderungen sowohl für den Körper als auch für den Geist, sowie übergreifende Prinzipien. Das Prinzip der Natürlichkeit spielt eine zentrale Rolle.

Trainingssystem

FANGSONGGONG – ENTSPANNUNG

Fangsong heisst übersetzt «sich verhalten wie eine Pinie». Das bedeutet auf Taiji bezogen, dass die Beine solide wie die Wurzel, der Körper gerade wie der Stamm, während die Arme, der Nacken und der Kopf leicht wie die Äste einer Pinie werden sollen. Diese Übungen sind zentral im Taiji. Zuerst müssen wir lernen, uns so weit zu entspannen, dass nur die Muskeln während des Praktizierens gebraucht werden, die wirklich nötig sind – alle überflüssigen Spannungen sollen abgelegt werden. Fangsonggong sind Übungen, welche den Körper und die Gelenke öffnen und geschmeidig machen und das Körperbewusstsein steigern.

ZHANZUHUANG – STEHENDE SÄULE

Zhanzhuang ist eine alte Qigong-Übung, die dazu dient, uns wieder in den eigenen natürlichen, aufrechten und entspannten Zustand zu bringen. Körper und Geist werden zur Ruhe gebracht. Wir meditieren im Stehen. Wir sind da mit dem, was ist, und einem ruhigen Herzen.
Durch regelmässiges Üben wird die Körperhaltung verbessert, die Praktizierenden finden zu einem tieferen Atem aus dem Dantian heraus (energetisches Zentrum des Körpers). Zudem schulen die Übenden ihre Körperwahrnehmung und gewinnen an innerer Ruhe.

«Das Gewöhnliche ist das Aussergewöhnliche»
sagt der alte Qigong Meister Wang Xiangzhai.
(Kenneth S. Cohen, Qigong, Fischer Verlag GmbH, 1997, S.231)

CHANSIGONG – SEIDENÜBUNGEN

In diesen Übungen, welche auf der stehenden Säule basieren, liegt der Schlüssel für alle weiteren Bewegungen im Chen Taijiquan. Die in der stehenden Säule erarbeitete Struktur und «In-Sich–Geschlossenheit» des Körpers wird mit einfachen Übungen im Stehen oder Gehen umgesetzt. Alle Glieder des Körpers müssen in Einklang gebracht, die Bewegung aus dem Dantian gesteuert werden. Der Seidenfaden darf nicht reissen. Was zuerst als einfach erscheint, wird zur grossen Herausforderung für die Übenden. Die Bewegungen sind so angelegt, dass die Energie auf bestimmte Art und Weise durch den Körper strömt. Wir lernen, unsere Energie zu vermehren und zu kontrollieren.

TAOLU – FORMEN

Handformen des Chen Taiji

  • Hexie – 13er Form
  • Laojia Yilu – erste Form, Alter Rahmen
  • Laojia Erlu – zweite Form, Alter Rahmen
  • Xinjia Yilu – erste Form, Neuer Rahmen
  • Xinjia Erlu – zweite Form, Neuer Rahmen

Es findet eine Aneinanderreihung fliessend ineinander übergehender Bewegungen statt.
Im Chen Taijiquan gibt es sowohl langsame als auch schnelle Handformen. Wir üben deshalb langsame, aber auch schnelle, explosive Bewegungen. Ist die äussere Bewegung einer Form einmal gelernt, geht es darum, die in den Basisübungen geübten inneren Bewegungsprinzipien auch hier umzusetzen.
​Das Formtraining ist essenziell, wenn man eine Kampfkunst erlernen will. Formen sind das Kernelement auf welches sich traditionelles Kampfkunsttraining stützt. Das Wissen und die Erfahrung wurden über Generationen weitergegeben und sind in den Formen und deren Trainingsmethoden eingeflossen. Durch deren Training bilden die Praktizierenden einen starken, flexiblen balancierten Körper. Sie lernen, wie Anwendungen eingesetzt werden können und das intuitive Reagieren auf bestimmte Situationen wird gefördert.

FAJIN – EXPLOSIVKRAFT

Fajin heisst Energie abgeben. Wir üben, uns explosionsartig zu bewegen, damit die Energie schlussendlich auf den Gegner übertragen werden kann. Fajin kann mit allen Körperteilen ausgeübt werden: verschiedene Tritte, Schläge mit Faust, Ellbogen, Schulter etc.

WUQI – WAFFEN

Waffenformen des Chen Taiji

  • Dandao – Säbel
  • Danjian – Schwert
  • Qiang – Speer
  • Dadao – Hellebarde
  • Shuangjian – Doppelschwert
  • Shuangdao – Doppelsäbel

Auch hier werden die in den Basisübungen erlernten Bewegungsprinzipien weiterentwickelt. Die Bedeutung eines Waffentrainings besteht im traditionellen Kontext darin, dass die Waffe eine Verlängerung des Körpers darstellt und diese ein Teil unserer selbst werden. Die Kraft- und Energieübertragung muss auch in die Waffen fliessen. Waffen fordern den Körper auf andere Art und Weise als die Handformen. Korrektes und beständiges Training fördert das Verständnis für die Körpermechanik und die Umsetzung der Trainingsprinzipien. Jede Waffe trainiert verschiedene physischen Fähigkeiten und Eigenschaften, welche wir dann wieder in das Training der Handformen mitnehmen und übertragen können.

Wirkungsweise der Waffen

  • Schwert: Macht den ganzen Körper beweglich und geschmeidig, insbesondere die Handgelenke
  • Säbel: Trainiert die Ganzkörperkraft und die Explosivität
  • Speer: verbessert die Fussarbeit, Schnelligkeit und Wendigkeit
  • Langstock Training: entwickelt die Dantian- und Ganzkörperkraft
  • Hellebarde: entwickelt die Oberkörperkraft und das räumliche Bewusstsein

An unserer Schule werden im Moment Schwert, Säbel, Doppelsäbel, Speer und Hellebarde unterrichtet.

TUISHOU – SCHIEBENDE HÄNDE

Routinen des Tui Shou im Chen Taiji

  • Danshou Tuishou – einhändiges Tuishou
  • Shuangshou Tuishou – zweihändiges Tuishou
  • Huobu Tuishou – Tuishou mit Schrittarbeit
  • Dalu – Tuishou in sehr tiefem Stand und Schritt
  • Chuantong Tuishou –  traditionelles freies Tuishou

Bestimmte Bewegungsabläufe werden zu zweit im Stehen oder mit Schritten geübt. Das Üben des Taiji-Prinzips steht auch hier im Vordergrund. Wir streben an, in der richtigen Struktur zu bleiben und den Seidenfaden nicht abreissen zu lassen. In den Routinen oder freieren Übungsformen des Tuishou lernen wir, Energie aufzunehmen, umzuleiten und abzugeben. In der Einzelform müssen sich die Trainierenden mit sich selber beschäftigen. Im Tuishou kommt dazu, dass man mit der Energie des Gegenübers umzugehen lernt, beziehungsweise direkt mit den eigenen Schwächen und Blockaden konfrontiert wird.

YONGFA – ANWENDUNGEN

Die Anwendungen im beruhen auf einem Prinzip, nicht auf einer Ansammlung von Techniken.

EAT – SLEEP – LAOJIA

Chen Yingjun